Gedanken zu Corona-Zeiten

27.04.20 –

Unser Mitglied Barbara Kempf hat sich einige Gedanken zur aktuellen Situation gemacht. Ihre Beobachtungen in Corona-Zeiten möchten wir hier veröffentlichen:

"Wir haben großes Glück im Unglück: Corona erwischt uns zwar eiskalt, aber bei bestem Wetter. Das schützt schon mal ein Stückweit vor Depressionen. Nicht auszudenken, das Virus wäre im November ausgebrochen.

Viele Remscheider*innen haben ihre Wohnungen ausgemistet, renoviert und sich den Frühjahrsputz vorgenommen. So dürfte es ein gutes Gefühl sein, dass alles sauber, frisch und schön aussieht. Dann lässt es sich auch leichter nachdenken: z.B. über die Folgen von Corona, über den Sinn von Corona und über unser Verhalten während der Pandemie. Da gibt es sehr unterschiedliche Ansätze. Die einen verkriechen sich vor Angst, andere machen weiter wie bisher und zwischen diesen Extremen ist vieles möglich, manches unmöglich (der Trump-Vorschlag, Desinfektionsmittel zu spritzen zum Beispiel).

Zur Zeit können wir die anderen wegen der Kontaktsperre nicht so richtig beobachten, aber auch aus der Ferne lässt sich einiges über uns Menschen sagen. In den letzten Wochen waren wir fast täglich im Wald am Hohenhagen. Wie gesagt, das Wetter spielt uns nicht auch noch einen Streich und so sind nicht nur die üblichen Verdächtigen dort unterwegs. Im Gegenteil: Es lässt sich eine wesentlich höhere Frequenz der Besuche ausmachen. Nicht nur weil uns unterwegs viel mehr Leute begegnen, wir sehen es vor allem an dem Müll, der rechts und links täglich hinterlassen wird. Wir sind zu Plogger*innen geworden und heben brav auf, was andere im Wald vergessen haben. In der Zwischenzeit haben wir die Bekanntschaft mit weiteren Ploggerinnen gemacht. Es sind also mindestens fünf Menschen rund um den Hohenhagen unterwegs, die regelmäßig mit Händen voll und sogar Tüten voller Müll aus dem Wald kommen. Was finden wir: Glasflaschen (Waldbrandgefahr!!!), Plastikflaschen, Zigarettenschachteln, Coffee-to-go-Becher, Capri-Sonne-Verpackungen zu Hauf, Bonbonpapiere und und und. Man überlege mal: In Zeiten von Corona sogar Tempotaschentücher in rauen Mengen und die sind nicht nur durchs Naseputzen achtlos weggeworfen worden! Das macht absolut keinen Spaß, diese auch aufzusammeln. Teilweise wappnen wir uns mit Tüten und Einmalhandschuhen. Und das ist doch wirklich absurd: Ich produziere dadurch selbst wieder Müll, obwohl ich mich der Gruppe Zero Waste Bergisches Land angeschlossen habe. Denn wir wollen schließlich nicht krank werden.

Die Plogger*innen wünschen sich die Zeit herbei, in der sie dauerhaft während der Bewegung im Wald nicht an die Zivilisation erinnert werden. Einfach mal eine Stunde abschalten und die Natur genießen. Welch ein Traum!" (Barbara Kempf)

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