GRÜNE auf der Nacht der Kultur: Geflüchtete sind unsere Nachbar*innen und Freund*innen von morgen

03.11.16 –

Rede unseres Vorstands- und Fraktionsmitglieds Barbara Kempf auf der Nacht der Kultur am 29. Oktober 2016 zum Thema Geflüchtete. Barbara engagiert sich seit einem Jahr in der Flüchtlingshilfe:

"Wir wohnen in Remscheid. In der Stadt, in der Menschen aus mehr als 120 Nationen friedlich zusammenleben. Wir haben uns daran gewöhnt, dass unsere Nachbar*innen, Kolleg*innen, Freundinnen und Freunde und sogar Familienmitglieder Menschen mit Migrationshintergrund sind.

Wir werden uns auch daran gewöhne, dass diejenigen, die heute noch Geflüchtete sind, schon morgen zu unseren Nachbar*innen, Kolleg*innen und Freunden zählen.

Im letzten Jahr habe ich vor allem viele Syrerinnen und Syrer kennengerlent: In der Erstaufnahmestelle Höterfeld, im Unterricht, im Flüchtlingsheim. Ich habe mit ihnen gesprochen, gelacht, gegessen und viel Neues gelernt. Ich habe ihnen zugehört und erfahren, welche Sorgen sie haben, was ihnen fehlt, welche Hilfe sie brauchen.

Vor allem habe ich sie als sehr herzliche, freundliche, hilfsbereite und auch dankbare Menschen kennengelernt.

Ich bin überzeugt, dass jeder und jede, der heute noch Stammtischparolen verbreitet, dieselben Erfahrungen machen würde.

Es wird oft behauptet, dass die Geflüchteten nur unseren Wohlstand, unser Geld und unseren Sozialstaat genießen wollen. Wir haben diese sozialen Gesetze für Menschen in Not gemacht. Wären WIR vor Bomben, Terror, Diktatur, Gefängnis, Armut, Hunger, Folter und Tod bedroht, wären WIR AUCH geflüchtet und hätten auch den Ort gewählt, der Hilfe und Sicherheit bietet.

Was wollen diese Menschen nun eigentlich hier? Diese Frage höre ich immer wieder.

Sie wollen ganz einfach in Frieden und sicher leben, ohne Angst und ohne Not.

Für mich sind sie zugleich menschliche und kulturelle Bereicherung. Zu uns sind mutige, entschlossene, ausdauernde und zähe Menschen gekommen. Das haben sie mit ihrer Flucht unter Beweis gestellt.

Es würde schon genügen, wenn nicht mal jeder 100. Remscheider, jede 100. Remscheiderin, nur einen geflüchteten Menschen näher kennenlernen und begleiten würde, damit er sich schnell hier in Remscheid und in seinem neuen Leben zurechtfindet.

Sie sind jetzt hier und für mich gibt es nur diesen vernünftigen Weg: Wenn wir ihnen helfen, sich einzuleben. Wenn wir sie kennenlernen und sie uns, dann verschwinden auch schnell alle Vorurteile.

Das Andersein, das Fremde, das, was vielen Angst macht, verflüchtigt sich und wir sehen nicht mehr "DIE FLÜCHTLINGE", sondern einen Menschen in Not, dem WIR helfen können. Das macht jede Menge gute Gefühle!

Werfen wir nicht unsere christlichen Werte über Bord für einen egoistische Haltung, sondern fassen uns ein Herz, aufeinander zuzugehen, unseren Wohlstand, ich möchte sogar sagen Überfluss, zu teilen. Wir haben so viel von alllem Möglichen. Jeder andere Weg führt zu Hass, Gewalt und Unfrieden. Wer will so leben?

Menschlichkeit und Aufgeschlossenheit wünsche ich mir in unserem Remscheid. Seien wir tolerant!

Theodor Fontane sagte: "Ingnorieren ist noch keine Toleranz."

Goethe sagte: "Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen."

Karl Raimund Popper sagte: "Im Namen der Toleranz sollten wir das Recht beanspruchen, die Intoleranz nicht zu tolerieren."


ICH sage: Toleranz muss wieder geübt werden. Wir müssen noch viel üben!"

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